Ich spreche mit dem Literaturwissenschaftler Tobias Unterhuber über seinen hier auf Spielvertiefung bereits vorgstellten Aufsatz "Das ewige neue Medium - Die Geschichtslosigkeit der Computerspielgeschichte", in dem er sich mit dem schnellen Voranschreiten innerhalb der Videospielwelt beschäftigt, das sich auch in der Forschung widerspiegelt:
"Durch den Fokus auf Novität aber kann die Liste nicht den gleichen Zweck für das Computerspiel erfüllen. Der Spieldiskurs kann sich durch seine ständige Ausrichtung auf das Neue nicht stabilisieren, aber eben diese Stabilisierung genauso wie eine Historisierung wären für eine Anerkennung des Mediums nötig."
Wir diskutieren u.a. über Spielkritik und die Möglichkeiten eines Kanons, über kulturelle Anerkennung sowie die Unterschiede zwischen Film und Spiel von Citizen Kane bis Half-Life:
"Denn auch der Film hatte Probleme mit seiner künstlerischen und kulturellen Anerkennung und löste dies durch eine Bestenliste, die lange Zeit eben von Citizen Kane angeführt wurde, der somit »zum Meilenstein des Kinos und absoluten Kritikerliebling« gemacht wurde."
Tobias Unterhuber lehrt und forscht an der Universität Innsbruck zu Literatur und Medien, insbesondere zu Computerspielen. Sein frei verfügbare Aufsatz Das ewige neue Medium -Die Geschichtslosigkeit der Computerspielgeschichte ist 2024 erschienen im Sammelband Spiel*Kritik - Kritische Perspektiven auf Videospiele im Kapitalismus, hrsg. von Thomas Spies, Seyda Kurt, Holger Pötzsch.
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Der Punkt, in dem sich die Film-, Literatur- und Videospielgeschichte massiv unterscheiden ist die Zugänglichkeit. Die Reise zum Mond kann man sich ziemlich problemlos jederzeit ansehen. Und es bereitet auch keinerlei Probleme Wolfram von Eschenbachs Parzival zu lesen. Will man aber mal sowas wie LHX: Attack Chopper spielen, hat man beinahe eine fast unlösbare Aufgabe vor sich.
Von daher kann ich es sehr gut nachvollziehen, dass Meilensteine in der Videospielgeschichte oftmals nur noch dem Namen nach bekannt sind. Und selbst wenn sich da jemand findet, der sich näher damit befassen will, dann wird das oft unglaublich schwierig. Mehr als ein Bericht von Dritten ist da oft nicht drin.
Die Medienplattform selbst hindert das Medium, sich weiter zu verbreiten
Daher rührt…
Ich habe ein Problem mit dem Satz "Auch der Film hatte Probleme mit seiner künstlerischen und kulturellen Anerkennung und löste dies durch eine Bestenliste..." aber ansonsten natürlich interessantes Gespräch, bei dem ich oft auf der Seite des Fragestellers, Herrn L., stand.
Man hat inzwischen schon hinzugelernt und beschäftigt sich eher mit der Auswahl von den einflussreichsten Werken, welche man leichter identifizieren kann als sich auf das nicht Quantifizierbare zu konzentrieren à la die besten Spiele Platz 1,2,3. Ist auch ungerecht den diversen Genres gegenüber...
Der Metascore ist meiner Meinung nach schon allein deshalb ungerecht, weil man ja auch nicht mehr sagen kann, aus welcher Laune heraus damals wie heute diverse Wertungen erstellt wurden - denn nicht alle Redaktionen hatten /…