Ich hatte mir fest vorgenommen, dieses Jahr endlich wieder nach Essen zur SPIEL zu fahren, aber leider kam mir da einiges in die Quere. Trotzdem habe ich eine Liste angelegt, was ich denn vor Ort spielen und vielleicht gerne kaufen würde. Die Zahl an Neuveröffentlichungen ist mal wieder immens und das Spektrum an Genres bekanntlich sehr groß. Da weiß man gar nicht, wo man anfangen soll! Ich weise hier nur auf ein Solospiel, ein Duellspiel, ein Koopspiel, ein Kennerspiel sowie unser Spiel für Weihnachten hin, die mich neugierig machen - vielleicht ist ja was für euch dabei.
Solospiel: Das Vermächtnis des Yu (1 Spieler, Schwerkraft)
Shem Phillips hat sich mit der Wikinger-Trilogie Shipwrights/Raiders/Explorers of the North Sea einen Namen gemacht und entführt Einzelspieler in Legacy of Yu (2023) ins alte China. Dort kämpft man in einer episch angelegten Kampagne nicht nur mit den Urgewalten des Gelben Flusses, indem man Kanäle und Dämme errichtet, sondern auch gegen einfallende Barbaren, wobei Deckbau sowie Arbeiterplatzierung zum Einsatz kommt. Das Legacy-Spiel läuft über mehrere Jahre, wobei eine Story rund um den Helden Yu erzählt wird und man stückweise neue Spielelemente freischaltet. Die deutsche Version von Schwerkraft findet ihr (hoffentlich, denn es gab wohl Lieferprobleme) auf der SPIEL in Halle 3 X-130 .
Duellspiel: Kelp (2 Spieler, Wonderbow Games)
Einer ist der Octopus, der andere der Hai? Coole Idee! Zwei Spieler duellieren sich hier mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Taktiken in einer ansehnlichen Unterwasserwelt. Der Kraken verwendet ein Deck aus Karten, ist eher versteckt und subtil unterwegs, während der Hai offen durch sein Revier schwimmt und Würfel einsetzt. Es soll um Bluffs und Konter gehen. Das ist für mich nicht nur aufgrund des maritimen Themas ein Pflichtkauf (oder weil dieser Publisher tatsächlich aus Hamburg kommt), aber die Idee ist klasse und es sieht einfach toll aus. Zwar startet die Kickstarter-Kampagne erst demächst und Kelp ist für 2024 angekündigt, aber auf der SPIEL in Essen könnt ihr es am Stand # 3-V101 bei Wonderbow Games schon Probe spielen.
Koopspiel: Too Many Bones (1-4 Spieler, Frosted Games)
Diese kreativen Fantasy-Kämpfe, in denen hunderte Pokerchips, Karten und Würfel eingesetzt werden, wurden schon 2017 auch für Solisten ausgezeichnet und jetzt erscheinen sie bei Frosted Games auf Deutsch. Bis zu vier Spieler verbessern stückweise ihre Gruppe aus Gearloc-Charakteren, wobei sie immer mehr Würfel sowie Fähigkeiten freischalten und clevere Taktiken sowie kampfstarke Gruppen benötigen, um gemeinsam ihre Heimat zu verteidigen und schließlich sieben Bosse zu besiegen. Das Spiel war eine Zeit lang ausverkauft, auf der SPIEL in Essen findet ihr es in Halle 3 an Stand 3B-116.
Kennerspiel: Die Weiße Burg (1-4 Spieler, Kosmos)
Ja, hier lockt mich auch das japanische Szenario an, das von Joan Guardiet ansehnlich illustriert wird. Aber die Autoren Isra C. und Shei S. haben schon mit The Red Cathedral (2020) ein Händchen für kreative Würfelmechaniken bewiesen. Vor dem Hintergrund der Burg Himeji (ein nationaler Kulturschatz in Japan), die in verschiedene Zonen eingeteilt ist, geht es darum, seinen Clan über neun Runden durch geschicktes Platzieren von Arbeitern sowie Würfeln in der Gunst des Hofes nach vorne zu bringen. Dabei pflegt man die Gärten, steigt in sozialen Rängen auf und verteidigt die Burg, um Siegpunkte zu erhalten. Ihr findet es bei Kosmos auf Deutsch für knapp 30 Euro.
Expertenspiel: Weather Machine (2-4 Spieler, Skellig Games)
Ich habe noch kein Brettspiel von Vital Lacerda in der Sammlung, obwohl mir einige Titel des Portugiesen, darunter Vinhos (2010), Kanban (2014) und On Mars (2020), mehrfach empfohlen wurden. Ich hatte zwar das historisch inspirierte Inventions: Evolution of Ideas vorgestellt, aber das erscheint erst 2024. Über Weihnachten nehmen wir uns immer ein größeres Spiel vor, letztes Mal war es das wunderbare Bitoku; hier geht es zur Rezension. Tja, aktuell spielen wir zwar My Island von Knizia, das uns aufgrund seiner Legacy-Thematik noch für einige Wochen beschäftigen wird, aber bis zum Fest wollen wir uns zwischen Lisboa (2017) oder Weather Machine (2022) von Lacerda entscheiden - Ersteres hat etwas bessere Kritiken, Letzteres ist aktueller und macht mich zumindest thematisch neugieriger.
Bis zu vier Wissenschaftler tüfteln daran, das Wetter möglichst effektiv zu manipulieren, um Naturkatastrophen zu verhindern. Das ist ein komplexes Spiel, wunderschön designt von Ian O'Toole, kostet allerdings auf Deutsch bei Skellig Games knapp 190 Euro. Puh, da würde ein Probespiel sicher helfen. Vielleicht findet ihr es auf der SPIEL ja günstiger.
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"Das Vermächtnis des Yu" macht mich tatsächlich neugierig. Das wäre mein erstes Solospiel aber ich würde es gerne mal ausprobieren. Meine Frau und ich führen gerade unsere Kinder an etwas komplexere Brettspiele heran. Für so ein Spiel ist es aber noch viel zu früh. Vor der Geburt der Kinder haben meine Frau und ich oft mit Freunden Brettspielabende verbracht. Unser Nachwuchs zeigt jetzt zum Glück auch Interesse dafür 😀.
Danke für deine Empfehlungen Jörg! Tatsächlich bin ich diesen Januar so richtig mit Gesellschaftsspielen durchgestiegen und habe meine Sammlung ca. verdoppelt.
Die weiße Burg spricht mich selbstverständlich vom Setting an, insbesondere da ich die hübsche Himeji-jo dieses Jahr selbst besichtigt habe. Trotzdem wirkt es im ersten Moment ziemlich überladen mit Figuren, Klötzchen, Plättchen und Bildern. Dank meiner Initiative finden zwar regelmäßig Spieleabende im Freundeskreis statt, doch wird hier eher auf geringe Einstiegshürden Wert gelegt. Ich schaue mal in Tests rein, wie umfangreich und lohnenswert das Spiel wirklich sein wird.
Darüber hinaus sieht Kelp sehr ansprechend aus! Eine Person würfelt, die andere hat Karten? Tolle Idee, ich hoffe auf eine gelungene Umsetzung.
Ja, es gibt so viele unterschiedliche und bestimmt auch sehr gute Brettspiele, aber auch bei mir ist da die Luft raus, mich mit komplexen Anleitungen und Spielaufbau zu befassen. Wenn ich dutzende verschiedene Steinchen, Karten, Plättchen und Felder sehe, sinkt meine Motivation schlagartig in den Keller. Ganz zu schweigen davon, dass im Freundes- und Bekanntenkreis schlicht die „passenden“ Spielpartner nicht zu finden sind. Die ohnehin spärliche gemeinsame Zeit mit Freunden wird eher mit anderen Aktivitäten verbracht.
Für mich ist es immer wieder erstaunlich, wieviele Menschen auf soviel unterschiedliche Ideen für Brettspiele kommen.
Ich komme aus der Zeit, bei der Monopoly und Risiko gesetzt waren. Da war damals die Siedler von Catan schon fast Hexenwerk. Mir kommen die alle schon ziemlich kompliziert vor.
Naja, die Lust an Brettspielen ist bei mir schon lange dahin. Es hat sich schlicht so ergeben. In geselliger Runde werden eher Gespräche geführt oder dann Videos geschaut. Spieleabende gabs schon lange nicht mehr.